07.08.2024
Nach dem üblichen Procedere geht es um 8:30 Uhr los. Das Wetter traumhaft. Unser heutiges Ziel ist Rejštejn. Der Start hat es in sich, es geht steil bergauf. Für die Anstrengungen werden wir mit schönster Natur und weiten Ausblicken belohnt. Gemächlich geht es abwärts. Wir kommen an einem ehemaligen militärischen Gebiet vorbei. Überall Hinweisschilder: „Lebensgefahr! Sprengmunition!“ Kurios, um uns herum nichts als blühende Wiesen. Die Natur ist sich hier vollkommen selbst überlassen, dank eines tödlichen Erbes aus den Zeiten des kalten Krieges. Kurz darauf geht es in das Tal des Flusses Křemelná. Bei dem verschwunden Ort Frauenthal machen wir Rast. An einer Infotafel erfahren wir, dass dieser Weiler einst zur Gemeinde Stadlern / Stodůlky gehörte. Es handelt sich um den Ort, von dem in der Ausstellung im Grenzbahnhof Eisenstein berichtet wurde. Wir sind erstaunt wie sich vieles auf unserer Reise fügt. Ich genieße jetzt erst einmal ein Bad in den kalten Fluten. Erfrischt ziehen wir weiter. Dank Mapy.cz wählen wir unsere individuelle Route nach Rejštejn. Gute Entscheidung. So kürzen wir auf Forstwegen ab, genießen Flora und Fauna des Böhmerwalds und erreichen entspannt unser heutiges Tagesziel. Angekommen begleitet uns eine hilfsbereite Frau bis zur Recepce vom Kemp. Wir checken ein, suchen uns auf dem weitläufigen Gelände einen Platz beim Fluss Otava. Wir werden bis zum 10.8. bleiben und die Umgebung erkunden. Wir kommen mit unseren Zeltnachbarn ins Gespräch. Eine tschechische Familie. Wir unterhalten  uns angeregt auf Englisch und Französisch. Der Papa ist sehr an den Blog und das CEEB interessiert, da er selbst an der Webseite cistercapes.eu mitgearbeitet hat. Diese Seite wurde 2024 mit dem Europäische Kulturerbe – Siegel ausgezeichnet.

Mein tschechisches Wort für heute: ulice – die Straße

08.08.2024
Es schüttet in strömen. Wir sitzen unter einem großen Pavillon im Trocknen, frühstücken, unterhalten uns mit unseren neuen tschechischen Bekannten. Mittags reißt der Himmel auf. Wir machen uns auf nach Kašperské Hory (Berg Reichenstein), wählen den Hochweg über den nahen „Hügel“ (805 m). Das lohnt sich, denn wir kommen an der Waldkapelle vorbei, die gerade liebevoll renoviert wird und können, ein Stück weiter, eine tolle Aussicht auf die Burg Kašperk genießen. In der Stadt angekommen zieht uns ihr Charme in seinen Bann. Gemütlich bummeln wir durch die Partnerstadt von Grafenau. Im ehrwürdigen Rathaus besuchen wir eine Fotoausstellung mit fantastischen Aufnahmen aus dem Šumava. In der örtlichen Brauerei genießen wir das köstliche Bier und lassen uns in einem Café den Kuchen schmecken. Zurück geht es über die Sankt Nikolaus Kirche und Sankt Anna Kapelle mit dazugehörigen Friedhof. Auf den alten Gräbern kann man oft den Beruf der Verstorbenen lesen. Wir entdecken die Bezeichnung „Realitätenbesitzer“. Wir sind amüsiert und verwundert. „Was ist das?“ Wikipedia gibt uns Auskunft. Im Kemp zurück geht es nach der Dusche ins Bett.

Mein tschechisches Wort für heute: sprcha – die Dusche

09.08.2024
Heute ist unser Ausflugsziel die Kaiserburg Kašperk. Dazu müssen wir erneut über „unseren“ Berg nach Kašperské Hory, danach ein Stück abwärts damit es gleich wieder steil bergauf geht. Nach ca. 2 Stunden haben wir unser Ziel erreicht. Es hat sich gelohnt. Die Burg ist eine Pracht. Wir melden uns für eine Burgführung an. Da es diese nur in tschechischer Sprache gibt, erhalten wir ein Begleitschreiben mit allen INFOs auf Deutsch. Mit dieser Lösung sind wir glücklich. Oben im Burgturm hat man einen fantastischen Blick in die Pilsner Region. Übrigens, eine Besichtigung in deutscher Sprache ist möglich. Man muss diese vorher anmelden und es müssen sich mindestens 5 Personen daran beteiligen. Die Führung hat sich gelohnt, wir sind begeistert. Den Rückweg schlagen wir über die kleine Burgruine Pustý hrádek ein, gelangen an verschwunden Dörfern vorbei, die jetzt wieder belebt sind. Zurück in der Stadt gönnen wir uns eine ertränkte Wurst am Marktbrunnen und kehren mit dem Bus nach Rejštejn zurück.

Mein tschechisches Wort für heute: muž – der Mann

10.08.2024
Bepackt verlassen wir das malerische Rejštejn. Auf geht es zu einem kleinem Kemp bei Ubislav. Erst einmal müssen wir bergauf. Wir wählen dieses mal eine Route entlang einer kleinen Straße, die uns zur Wallfahrtskirche Maria Schnee führt. Ein Blick hinein, weiter geht es. Jedoch nur ein paar Schritte, denn wir entdecken ein tolles Café und gönnen uns erst einmal einen leckeren „Amerikano“. Gestärkt verlassen wir Kašperské Hory, wieder bergauf. Fit wie wir in der Zwischenzeit sind, kein Problem, erfreuen uns an dem satten Grün der Natur. Wir stoßen auf dem Klostermannsteig / Klostermannova stezka, folgen ihm nach. Dieser führt uns auf dem Gipfel des Javorník (1065 m) mit seinem Aussichtsturm. Auch da wollen wir rauf. Wieder einmal erleben wir einen phänomenalen Blick in den Böhmerwald. Der Steig bringt uns nun zu dem Örtchen mit dem gleichen Namen, Javorník. Dort bewundern wir die Statue des Böhmerwald Dichters Karel Klostermann, der mit seinen Romanen und Erzählungen in tschechischer Sprache hier sehr geschätzt wurde und wird. Es nicht mehr weit bis Ubislav. Dort fragen wir zwei Autoschrauber nach dem Weg zum Kemp, schon sind wir dort. Es ist einfach und gemütlich, an einem Weiher gelegen. Das besondere daran ist sein „Bistro“. Diese Bezeichnung ist völlig falsch. Es ist ein richtiges Restaurace mit einem tollen Ruf. Die Küche muss wohl klasse sein. Es platzt aus allen Nähten und die Speisen auf den Tischen sehen köstlich aus. Wir nehmen mit einem unsrer Touren-Menüs vorlieb, gönnen uns dazu immerhin Pilsner Urquell und (!!!) Fritz Cola aus dem „Bistro“. Die Nacht ist trotz dieses friedlichen Platzes ziemlich laut, da eine Gruppe noch lange feiert.

Mein tschechisches Wort für heute: žena – die Frau

11.08.2024
Wir verlassen den kleinen Kemp, gehen durch den Wald, über Wiesen, entlang von Feldern, durch kleine schmucke Dörfer mit liebevoll renovierten Häusern und Höfen. Wir sind in Stachy, einem hübschen Städtchen. Wir entdecken ein Café, laben uns an leckeren Kuchen, dazu gibt es Kaffee. Die Herren am Nebentisch gönnen sich ihren sonntäglichen Frühschoppen. Stachy ist eine entspannte Touristenstadt mit hauptsächlich tschechischen Gästen. Bei unserem kurzen Aufenthalt fühlen wir uns hier sehr wohl. Gestärkt wollen wir weiter, gelangen am Friedhof vorbei, sind neugierig. Ein Glück, denn wir entdecken das Grab des zweiten berühmten Klostermanns. Josef Klostermann, dem Böhmerwaldriesen, genannt Rankl Sepp. Er war einer der Charaktere in Karel Klostermanns Roman „Im Böhmerwaldparadies“. Der Sepp bekam seinen Spitznamen nach der großen Lichtung im Wald (Ranklov / Ranklau) die sich tief in den Wäldern zwischen Horska Kvilda und Stachy (Stachen) befand. Weiter gehts, unserem Ziel Vimperk (Winterberg) entgegen. Dort wollen wir unser Zelt auf dem Kemp aufschlagen, 2 oder 3 Tage bleiben. Zunächst erreichen wir Zdíkov. An einer Straßenkreuzung wissen wir nicht recht welche Richtung wir einschlagen sollen, ziehen unsere Karte zu Rat. Da werden wir von einer aufmerksamen tschechischen Frau angesprochen. Als sie erfährt, dass wir nach Vimperk möchten, bietet sie uns an uns im Auto mitzunehmen. Es ist ein heißer Tag, spontan sagen wir ja. Unser Engel spricht sehr gut Deutsch, arbeitet in Freyung in der Pflege. Innerhalb der kurzen Autofahrt schüttet sie uns ihr Herz aus und wir erfahren von ihrer tragischen Lebensgeschichte. Angekommen in Vimperk schenke ich ihr spontan unseren Reselanhänger. Wir beten, dass die gute Seele aus Konnersreuth ihr helfen kann. Zum Kemp ist es nicht mehr weit. Es ist noch früh am Tag. Als wir eintrudeln erleben wir eine böse Überraschung. Das Kemp gibt es nicht mehr. Es wurde in ein Chalet-Resort umgewandelt. Was nun? Spontan rufe ich Hans Schopf an, der in der Region ein sehr gutes Netzwerk hat. Er teilt mir die Telefonnummer von Martin Sichinger aus Vimperk mit. Beide sind gute Freunde und Mitorganisatoren des Festivals „Šumava Litera.

INFO über das Festival, sowie Hans Schopf und Martin Sichinger findet man hier: www.sumava-litera.eu

Erneut haben wir Glück. Ich erreiche Martin. Zwar können wir nicht in seinen kleinen Garten campen, da seine Nachbarin einen verzogenen Hund hat, der sonst die ganze Nacht bellen würde. Allerdings kennt er ganz in der Nähe seines Hauses einen idealen Platz zum Zelten. Wir verabreden uns für 19:30 Uhr am Bahnhof. Somit haben wir den ganzen Nachmittag frei für einen Schlossbesuch. Die neu renovierten Innenräume kann man auch hier nur mit einer Führung besuchen. Diese werden lediglich in tschechischer Sprache angeboten. Wieder ist Fortuna uns hold. Da sonst niemand einen Besuch wünscht, erhalten wir eine exklusive Privatführung auf Englisch. Im Anschluss besuchen wir das integrierte Museum. Unsere Köpfe brummen ein wenig, als wir den Treffpunkt erreichen. Pünktlich um halb 8 ist Martin da. Er entschuldigt sich erneut dafür, dass wir unser Zelt nicht bei ihm aufschlagen können. Für uns kein Problem, sind überhaupt froh einen Platz hier in Vimperk zu haben. Martin führt uns seinen „Hausberg“ hinauf. Oben finden wir eine fast gerade, ideale Stelle, bauen auf. Unsere Nachbarn dort sind friedvolle Schafe. Wir verabreden uns mit Martin um 9:00 für das Frühstück bei ihm.

Mein tschechisches Wort für heute: dítě – das Kind