Das Grüne Band Europa war Thema der Tagung „Zukunft Landschaft“, die in Kooperation von der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL), des BUND e.V. und des Bayerischen Landesverbands für Heimatpflege im Haus zur Wildnis in Lindberg durchgeführt wurde.
Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und Tagungsleiter Hannes Krauss (ANL) und Dr.Tobias Büttner (Landesverein für Heimatpflege) begrüßten die Teilnehmenden. Melanie Kreutz vom BUND e. V. stellte die internationale Initiative Grünes Band Europa und die Aktivitäten des BUND an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze und der bayerisch-tschechischen Grenze vor.
CeBB-Leiterin Veronika Hofinger und der Historiker und Journalist Jan Šícha waren eingeladen, zum Thema “Was hat der Eiserne Vorhang mit dem Menschen gemacht?” zu referieren.
Die gemeinsame These: Der Eiserne Vorhang und die vorhergehende Vertreibung, die Wiederbesiedelung und die Entsiedelung des Grenzstreifens hat die Gesellschaften beidseits der Grenze verändert.
Auf tschechischer Seite entstand eine neue Gesellschaft. Auf deutscher Seite veränderte die Integration der Sudetendeutschen dörfliche und städtische soziale und wirtschaftliche Strukturen.
Es entstanden Grenzen, die dauerhafter wirken als der Eiserne Vorhang selbst, allen voran die Sprachgrenze.
Kollektivierung und Verstaatlichung im Osten bedeuteten einen radikalen Bruch in den baulichen, landschaftlichen und sozialen Verhältnissen auf dem Dorf. In Bayern setzte später, langsamer, aber durchaus umfassend Veränderungen ein: Höfesterben, Flurneuordnung und Vergrünlandung. Beidseits der Grenze leben immer weniger Menschen unmittelbar vom Boden und verbringen ihre Arbeitszeit in Landschaft.
Der Eiserne Vorhang, der Sperrstreifen und die Grenze waren eine Gefahrenzone. Unbefugtes Betreten konnte tödlich enden. Wird ein Landstrich mit Gefahr verbunden, identifiziert man sich nicht mit ihm. Ein “Niemandsland” entsteht. Indem Menschen von beiden Seiten der Grenze das Grüne Band, das ehemalige Sperrgebiet, wieder neu entdecken, bauen sie neue Beziehungen zur Landschaft auf. Aus dem „Niemandsland“ wird ein „Jemandsland“, dessen Wert man zu schätzen weiß.
Dem trennenden Narrativ (Narrativ: Eine Erzählung, die von einer größeren Personengruppe geteilt wird) des Eisernen Vorhangs stellt das Grüne Band ein verbindendes Narrativ entgegen. Das Bildungsprojekt Lernort Grünes Band trägt dazu bei, neue Beziehungen aufzubauen und einen nachhaltigen Umgang mit der Landschaft zu finden.
Statt einer PowerPoint-Präsentation wurden historische Objekte gezeigt und herumgereicht, die das Publikum anfassen durfte: Symbolstarke Urkunden, Abzeichen und Elemente des Eisernen Vorhangs. Historische Originale und direktes Erleben statt digitaler Reproduktion gehören zum didaktischen Prinzip des Projekts.
Die weiteren Beiträge, die zum Teil lebhaft diskutiert wurden, befassten sich mit Grenzen in der Kulturlandschaft (Dr. Thomas Gunzelmann, Universität Bamberg), dem UNESCO-Welterbeprozess (Dr. Anja Kruse), Naturschutz und Landschaftspflegeprojekte vom Perlmuschelprojekt in Oberfranken bis zu Waldhufen im Bayerischen Wald.
Die Vernetzung von Biotopen, die gefährdeten Pflanzen und Tieren das Wandern und die Arterhaltung ermöglichen sollen, ist aus naturschutzfachlicher Sicht ein Leitthema des Grünen Bandes.
Mehr Informationen zur Veranstaltung „Zukunft Landschaft: Grünes Band Europas“ auf der Seite der ANL (nur in deutscher Sprache): https://www.anl.bayern.de/veranstaltungen/?dfxid=31971