Mittwoch, 10.07.2024
Alles eingepackt, Rucksack schultern, los geht’s. Unser nächste Ziel Mähring. Das erste Highlight des Weges, der Mugelbachwasserfall. Erfrischung in dem eisigen Nass, eine kleine Pause und weiter. Der Nurtschweg führt uns stundenlang durch den Oberpfälzer Wald. Herrlich! Keine Menschen, pure Natur, stille Waldpfade, rauschende Tannen und Fichten, plätschernde Bäche. Kurz vor Mähring treffen wir auf die Nikolauskirche. Diese steht allein Mitten im Wald, unweit der Straße. Angekommen in Mähring erblicken wir einen Moorweiher, wunderschön angelegt. Erst einmal hinein in das erfrischende Nass. Wir fragen Einheimische, ob wir an dieser traumhaften Stelle unser Zelt aufschlagen dürfen. Sicherlich! Wir freuen uns. Es kommt noch besser. Eine junge Frau aus dem Dorf lädt uns zu sich nach Hause ein. Wir schlafen in einem weichen Bett, ein Traum!
Mein tschechisches Wort für heute: spacák – Schlafsack
Donnerstag, 11.07.2024
In der Früh ist unsere Gastgeberin schon fort, wir packen, ziehen die Tür hinter uns zu, es geht weiter Richtung Bärnau. Die Etappe des Nurtschwegs dorthin ist eine Enttäuschung. Viel Teer- oder Forstwege. Umso glücklicher sind wir bei einem Zwischenstop in Hermannsreuth, von einem freundlichen Jungbauern vier Radler geschenkt zu bekommen. Nach der Stärkung folgen wir der CZ / D Grenze und gelangen nach Bärnau. Wir wollen zum Stöberlhof 5. Dort wohnt die Familie Kraus. Ich kenne sie vom CZ / D Theaterstück Kámen, dass das OVIGO Theater inszeniert. Ein steiler Berg, mit Teerstraße erwartet uns. Wir stöhnen, haben keine Kraft weitere 3 km zu laufen. Also Daumen raus. Ein Auto kommt, es fährt weiter, nur um kurz darauf zurückzukommen. Der Fahrer entschuldigt sich, dass er uns nicht gleich mitgenommen hat, aber er musste erst seinen Kofferraum ausladen. Schon haben wir einen Lift zu unserem Ziel. Wie es der Zufall will, erreichen wir den kleinen Bauernhof in dem Augenblick als Gert mit seinem Sohn ankommt. Wir stellen uns vor, erzählen von dem Theaterstück. Selbstverständlich dürfen wir im Garten, bei einem prächtigen Kirschbaum unser Zelt aufschlagen.
Mein tschechisches Wort für heute: léto – Sommer
Freitag, 12.07.2024
Mit leichten Gepäck gehen wir heute in den Ort Bärnau zum hiesigen Moorweiher. Ganz allein plantschen wir im Wasser. Gleich daneben befindet sich der Geschichtspark. Wir treffen Charles, einen OVIGO-Kollegen, der dort arbeitet. Er erklärt, gibt Tipps, ist für uns da. Der Geschichtspark gefällt uns gut. Mit einem Audio-Guide werden wir durch die Anlage geführt. Alles ist wirklich liebevolle und detailgetreu gemacht. Ausführlich INFO dazu findet man hier: https://www.geschichtspark.de
Auf dem Marktplatz Bärnau stärken wir uns mit einer Brotzeit vom Metzger. Anschließend besichtigen wir das Knopfmuseum. Bärnau war bis in den 70-iger Jahren das Knopfzentrum der Welt. In jenen Tagen stammte jeder dritte Knopf aus dieser Stadt. Bevor wir in das Museum eintreten konnte wir uns nicht viel darunter vorstellen. Unser Besuch hat uns besseres gelehrt. Es lohnt sich unbedingt! Mehr INFO zum Museum hier: https://www.deutsches-knopfmuseum.de
Im Museum lernen wir Andrea kennen. Sie war selbst tätig in der Knopfindustrie und teilte mit uns ihren Erfahrungsschatz. Es macht Spaß ihr zuzuhören. Plötzlich stehen Anita und Meinhard Köstler vor uns. Ich kenne die beiden von einer gemeinsamen Veranstaltung der Schönwerth-Gesellschaft. Anita ist eine Filzkünstlerin, besser gesagt Meisterin, denn sie ist in die Materie tief eingestiegen. Sie hat Ende Juli eine Vernissagen im Museum. Wir freuen uns zu sehen, tauschen Erfahrungen aus. Mit entspannten Rücken und rauchenden Köpfen geht es zurück zum Stöberlhof, ab ins Zelt. Ein Unwetter zieht auf. Donner, Blitz und heftiger Niederschlag.
Mein tschechisches Wort für heute: knoflík – Knopf
Samstag, 13.07.2024
Die Nacht im Zelt trocken und gut überstanden, besuchen wir als erstes Oma Kraus. Sie ist eine Zeitzeugin aus Paulusbrunn, einem Dorf, das wie so viele andere Ortschaften Opfer des 2. Weltkrieges und seinen Folgen wurde. Mit 12 Jahren musste sie das Dorf mit ihrer Familie verlassen und kann sich noch sehr gut erinnern. Sie berichtet ohne Gram, erfrischend, lustig, herzlich. Vielleicht kann das CEBB sie einmal für einen Erzählvortrag gewinnen. Mehr zu Oma in meinem Buch. Renate, die Schwiegertochter, kommt und holt Oma zum Einkaufen ab. Wir packen gemütlich zusammen. Heute wollen wir weiter zur CZ / D Erinnerungsveranstaltung „Paulusbrunn erwacht zum Leben“ Die Rucksäcke sind geschultert, da steht Renate vor uns. Sie bietet an uns zum Fest zu fahren. Gerne! Schneller sind wir da als gedacht. Auf einer gemähten Wiese stellen wir unser Zelt zu weiteren. Tschechen und Deutsche gemeinsam, überall. Schön! Alles ist von einem CZ-Verein top organisiert, alles zweisprachig, simultan übersetzt. Natürlich ist auch für Speis und Trank gesorgt.
Als erstes nehmen wir bei einer Führung teil. Berührend, spannend und informativ. Es folgen Zeitzeugen, Gespräche, Diskussionen, eine Filmvorführung, und wir mittendrin. Genauso wie Familie Kraus. Oma darf natürlich als Vortragende nicht fehlen. Da wir uns im Cesky Les – 800 Höhenmeter befinden, wird es Oma Kraus und uns bald frisch. Nach einer herzlichen Verabschiedung geht es ins Zelt. Unsere erste Nacht in CZ. Wir mummeln uns ein und schlafen gut, auch Dank des leckeren Biers aus Chodová Planá.
Mein tschechisches Wort für heute: sýr – Käse