Die Ausstellungen „Europäisches Grünes Band“ und „Wald & Jagd“ werden am Sonntag, 30.06.24, 16 Uhr im Centrum Bavaria Bohemia mit einer öffentlichen Vernissage eröffnet.
Das Europäische Grüne Band, genauer gesagt das Grüne Band Bayern-Tschechien, ist ein Leitthema des Centrum Bavaria Bohemia. Die Bezeichnung „Europäisches Grünes Band“ entstand als Versuch, den Bereich des ehemaligen Eisernen Vorhangs neu zu interpretieren: Aus der härtesten Grenze in Europa wurde eine wertvolle Natur- und Kulturlandschaft, die verbindet und zum Erholen, Erkunden und Lernen einlädt. Das Grüne Band ist ein guter Ort für Mensch und Natur. So wird es in einer Ausstellung vor dem Centrum Bavaria Bohemia dargestellt und durch einen sog. „Poesiomaten“, eine Hörstation, untermalt. Als Dauerinstallation entsteht das Kunstwerk „Das Nest“ des international bekannten Künstlers Jakub Nepraš.
Die Landschaft verbindet Bayern und Böhmen, und auch das kulturelle und natürliche Erbe verbindet. Das Centrum Bavaria Bohemia möchte künftig die Dauerausstellung über das Grüne Band durch mehrmonatige wechselnde Ausstellungen über verschiedene Aspekte des Kultur- und Naturerbes des Grünen Bandes ergänzen. Die erste Ausstellung in der Reihe ist „Wald & Jagd“.
Die Verbindung zwischen Grünem Band und Jagd ist naheliegend. Entlang des Grünen Bandes Bayern-Tschechien befindet sich eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Mitteleuropas. Die Jagd spielt eine wichtige Rolle für seine Erhaltung. In einer Publikation des Böhmisch-Mährischen Jagdverbandes findet sich das schöne Zitat: „Die Entfernung der Drähte an der Westgrenze brachte nicht nur den Menschen die Freiheit, sondern auch dem Wild. Auf der bayerischen Seite entstanden in Folge der freien Migration vor allem des Schalenwildes mehr Hochsitze, als die tschechoslowakische Grenzwache je Wachtürme hatte.“
„Wir interessieren uns für die Jagd als eine der Aktivitäten, die auf beiden Seiten der Grenze ausgeübt wird. Man muss kein Jäger sein, um die Jagd faszinierend zu finden – als kulturelles Phänomen, als Möglichkeit der Regulierung von Ökosystemen.“, sagen die Kuratoren der Ausstellung, Jan Šícha und Dr. Veronika Hofinger.
Das reale Leben im Grünen Band ist der Ausgangspunkt des Interesses der Ausstellung. Präsentiert und diskutiert wird das Thema mit den Mitteln der Kunst und der Kultur. Verbindende Elemente zwischen den bayerischen und tschechischen Jägern zu finden war nicht schwer. Nicht ganz so einfach scheint es, Verbindungen zwischen Vertretern verschiedener Interessengruppen zu finden. Interviews zur Vorbereitung wurden mit deutschen und tschechischen Jägern, Land- und Forstwirten, und Naturschützern geführt.
Eine tiefe Verbundenheit mit der Natur und ein regelmäßiger Aufenthalt in der Natur sind wichtige Bindeglieder zwischen allen Interessensgruppen. Die Tradition spielt bei der Jagd eine große Rolle, und das zeigt sich am besten im Kult des Heiligen Hubertus. Zu den Traditionen gehört auch die Jagdästhetik – nicht nur in der Kunst, sondern auch in der Kleidung. Die Jägerschaft verfügt über einen umfassenden ethischen und sozialen Kodex, der die Gemeinschaft stärkt. Ein Jäger kann viele Tätigkeiten zur Pflege des Wildes und des Waldes nur gemeinsam mit anderen ausüben.
Jagd erfordert viel Wissen und Verantwortung. Das vielseitige naturwissenschaftliche und technische Wissen wird in den anspruchsvollen Jagdprüfungen abgefragt. In Deutschland nennt man sie das ‚Grüne Abitur‘.
Die Jagd spiegelt den gesellschaftlichen Wandel wider. Die Jäger weichen ihnen weder aus noch wehren sie sich dagegen. Es gibt immer mehr Frauen in der Jägerschaft. Veränderungen in der Jägerschaft werden in weiten Teilen der Gesellschaft jedoch nur verspätet oder gar nicht wahrgenommen.
Die ältesten Motive der Kunst handeln von der Jagd. Die ersten prähistorischen Malereien in den Höhlenkomplexen von Altamira und Lascaux stellten die Jagd dar. „Auch deshalb waren wir nicht nur an den Jägern interessiert, mit denen wir uns gerne und lange unterhielten, sondern auch an einem Prager Kunstprojekt, das auf den ersten Blick provokant erscheinen mag, aber nicht so gedacht ist“, so die Kuratoren. Es war die zweite Fortsetzung einer Serie, die der Prager Künstler Filip Kůrka „Jagdrealismus“ nannte. Filip Kůrka erklärt seinen Ansatz: „Für mich ist die Jagd eine Kultur, die wiederbelebt werden muss. Ich glaube, dass diese Kultur, die Traditionen, die Rituale der Jagd allmählich verschwinden. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, die Jagdkunst aus dem Jagdhaus herauszuholen, in der sie entstanden ist.“
Die junge Künstlerin Iva Ščerbáková malt für die Ausstellung Wildtiere. In der Ausstellung werden die Besucher zunächst dem Wild und seiner Rolle im Ökosystem begegnen. Die handgemalten Bilder tragen zum Charme der handgefertigten und natürlichen Materialien in der Ausstellung bei.
Jäger, Förster und Naturschützer aus der Grenzregion gestalten das Begleitprogramm mit Vorführungen von Traditionen und Fertigkeiten mit. Dolmetscher helfen, die Sprachbarriere zu überwinden. Auch die Ausstellung wird zweisprachig sein. Doch nicht nur die Sprachbarriere soll überwunden werden. Es geht auch um das Überwinden von Barrieren und Vorurteilen in der Gesellschaft.
Der Wald wird in der Ausstellung nicht imitiert. Denn der Wald und die vielfältige Landschaft, in der gejagt wird und die das komplexe Ökosystem des Grünen Bandes ausmacht, können nicht nachgeahmt werden. Aber man kann sie in unmittelbarer Nähe des Centrum Bavaria Bohemia erwandern und erleben.
Die Dauerausstellung „Grünes Band“ und die Ausstellung „Wald & Jagd“ am Centrum Bavaria Bohemia in Schönsee werden am Sonntag, 30.6.2024, 16 Uhr eröffnet. Am Sonntag, 7.7.2024, 14 Uhr findet eine Kuratorenführung statt. Die Ausstellung „Wald & Jagd“ ist bis Februar 2025 zu sehen. Die Dauerausstellung „Grünes Band“ wird vom Bayerischen Heimatministerium finanziert. Die Ausstellung „Wald & Jagd“ wird vom Landkreis Schwandorf und dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds im Rahmen des Projekts „Kultur ohne Grenzen – Tschechisch-Bayerische Begegnungen“ gefördert.
Die Ausstellung Jagdrealismus II fand vom 2.12.2023-15.1.2024 in der Villa Portheimka in Prag statt.