Seit dem Fall des Eisernen Vorhang zieht mich Tschechien, unser östliches Nachbarland magisch an. Bereits Anfang der 90er Jahre reiste ich immer wieder in die Grenzregion, um diese zu erkunden. Das grüne Band mit seiner „wilden“ Natur fasziniert mich.

Gemeinsam mit Freunden wanderten wir durch das uns damals noch unbekannte Land, entdeckten alte Burgruinen, Friedhöfe, Wälder, Wiesen und Auen. Gerne kehrten wir in die böhmischen Wirtshäuser ein, ließen uns Bier und Küche schmecken und freuten uns narrisch über die günstigen Preise. Hatten wir doch damals wenig Geld. Auch übernachteten wir in den Wäldern oder auf den Wiesen und niemand störte sich daran. Einmal erwachten wir von Kinderstimmen. Es war eine Grundschulklasse die durch den Wald streifte und alle grüßten uns freundlich.

Später reiste ich mit meiner Frau gerne in das Bäderdreieck. Dabei begaben wir uns auch auf Streifzüge durch die malerische Umgebung. Besonders Loket (Ellenbogen) hat es mir angetan, öfters weilte ich dort.

Gerne wanderten und wandern wir durch den bayerischen und böhmischen Wald, das sächsische und böhmische Erzgebirge, die sächsische und böhmische Schweiz. Gerade die Grenzregion übt einen magischen Reiz auf mich aus.

Auch beruflich wurde Tschechien für mich von Bedeutung. Als 2015 Pilsen Kulturhauptstadt von Europa wurde, bewarb ich mich mit einem tschechisch-deutschen Stück, dem „Böhmisch-Bayerischen-Märchenkoffer“. Meine Bewerbung hatte Erfolg. Zusammen mit meiner damaligen tschechischen Kollegin Jana reisten wir durch die Oberpfalz und traten vor Schulklassen auf. 2015 waren wir Teil der „bayerischen Woche“ in Pilsen.

Seit dieser Zeit ließ mich unser Nachbar auch künstlerisch nicht mehr los. Es folgten Lesungen bei den Literaturtagen in Franzensbad, Auftritte mit dem Böhmisch-Bayerischen-Märchenkoffer u. a. in Schönsee (CEBB), Selb (Freundschaftstage) und Pilsen (DEPO 2015).

2022 schloss ich mich für das Tschechisch – Deutsche Theaterprojekt, „Fingierte Grenzen – Auf den Spuren der Aktion Kámen“ an. Die Arbeit mit meinen tschechischen und bayerischen Kolleginnen und Kollegen, sowie die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Kalten Krieges bereicherte mich sehr. Daraus entstand die Kurzgeschichte, „Liška, der Fuchs“. Sie finden die Erzählung in der Anthologie „Verlassenes Ostbayern“, erschienen im SüdOst Verlag.

Mein bisheriger persönlicher Höhepunkt war und ist das zweisprachige Buch, „Weibersturm und Männerhagel – Pobouřené báby a chlapi jako kroupy“, erschienen im Morsak Verlag. Ich danke dem Verlag und allen Beteiligten für die Verwirklichung.

Ausführliche Informationen über das Buch und die Idee, die dahintersteckt, finden Sie auf der zweisprachigen Seite: www.czusammen.de

Anfang Juli 2024 werden meine Frau und ich neue Wege erkunden. Bepackt mit Rucksack und Zelt wandern wir auf dem Goldsteig durch den Böhmerwald. Dabei bleiben wir nicht stur auf der Hauptroute. Immer wieder schweifen wir von dieser ab. Es wird ein ständiges Hüben und Drüben zwischen Tschechien und Bayern sein. Der böhmische Goldsteig wird dabei unser Faden sein, dem wir erkunden möchten, offen und neugierig gegenüber den Menschen, den Orten, der Natur auf dem Weg. Es ist eine Reise zu den Geschichten, die der Pfad seit Jahrhunderten erzählt. Was sich mir darbietet, dem möchte ich lauschen.

Als Schriftsteller greife ich das Gehörte und Erlebte auf, lasse mich inspirieren und erzähle es auf meine Art neu. Die Wirkung der Reise, die der Pfad auf mich ausübt, fließt in die Erzählungen mit ein.

Da ich selbst kein Tschechisch spreche (lediglich 15 Wörter), hoffe ich, dass unser Reise mich anspornt, mich weiter mit dieser wunderbaren Sprache zu beschäftigen. Mein Wunsch ist es jeden Tag mindestens ein neues tschechisches Wort zu lernen.

In meinem Blog können Interessierte unsere Reise mitverfolgen. Diese beginnt Anfang Juli 2024 in Chodová Planá (Kuttenplan) und endet im Herbst in Horní Planá (Oberplan) …? Wenn alles gut geht. Man wird es sehen. Sie können es mitverfolgen.

Es ist nicht unsere Intention die 17 Etappen des Goldsteigs auf tschechischer Seite zügig zu erwandern und viel Strecke zu schaffen. Im Gegenteil. Es geht um Entschleunigung. Wir möchten eintauchen in Land und Leute, zu uns selbst sowie in die Geschichten des Pfads. Und wir haben dafür genug Zeit.

Jede und jeder ist herzlichst eingeladen meinem Blog zu lesen. Über viele Gäste würde ich mich sehr freuen. Ich danke dem CEBB Schönsee für die Unterstützung. Mein besonderer Dank gilt David Vereš.

Die Reise dient auch als Inspiration zu einem neuen Buch. Die Kurzgeschichten, die der Pfad mir erzählen wird, sowie unsere persönlichen Erlebnisse werden darin zu finden sein.

Was könnte die Botschaft des Buches sein? Vielleicht…
Es lohnt sich innezuhalten, zu lauschen, sich auszutauschen. Dabei kann man auf erstaunliche Geschichten und Anekdoten treffen, die nur das wahre Leben zu erzählen vermag. Dabei muss man nicht in die Ferne reisen. Im Böhmerwald gibt es allerhand zu entdecken und zu berichten.

Meine Frau und ich sind gespannt. Sie sind alle herzlichst eingeladen bei unserer Reise, dem Blog, mit dabei zu sein.

Tausend & Einen Gruß
Oliver Machander