Wo früher der Eiserne Vorhang verlief, blüht heute das Grüne Band: Was es damit auf sich hat, erfuhren nun 15 deutsche und tschechische Studierende am 21. März 2024 bei einem Begegnungsworkshop in Schönsee.

Zum interkulturelle Austausch treffen sich seit 2014 jährlich Studierende der Universitäten Regensburg, Passau und Pilsen im Rahmen des Projekts „Kultur ohne Grenzen – Begegnung Bayern Böhmen“, welche vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und dem Landkreis Schwandorf gefördert wird, im Centrum Bavaria Bohemia in Schönsee.

Dieses Mal stand das Grüner Band im Mittelpunkt: eine einzigartige Natur- und Kulturlandschaft, die entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs an der bayerisch-tschechischen Grenze entstand. Um etwaige Verständigungshürden zu überwinden, begann der Tag mit einem Kennenlernspiel und einer deutsch-tschechischen Sprachanimation mit dem zertifizierten Sprachanimateur und CeBB-Mitarbeiter David Vereš. Danach machten sich die Studierenden mit CeBB-Mitarbeiterin Ivana Danisch auf den Weg, um das Grüne Band auf einer „Bayern-Böhmen-Runde“ zu erkunden.

Zuerst ging es vom Grenzort Friedrichshäng zum ehemaligen Plößer Friedhof und von dort weiter zur Bügellohe. Die Geschichte, die hinter dem verlassenen Dorf steckt, erweckte Maria Hammerer zum Leben, als sie in die Rolle einer ehemaligen Bewohnerin schlüpfte: Als die Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg gezwungen wurden, ihre Heimat zu verlassen, siedelten sich elf Familien aus der Ortschaft Wenzelsdorf auf der anderen Seite der Grenze in der Bügellohe an. In der Hoffnung, bald wieder zurückkehren zu können, errichteten sie zuerst nur Baracken. Doch als sie merkten, dass die Vertreibung endgültig war, bauten sie sich massivere Häuser. 65 Menschen, davon 34 Kinder, lebten nach dem Krieg in der Bügellohe, sieben Babys wurden dort geboren. Trotz „Dorfkrug“ und offener Kegelbahn wanderten die Siedler nach und nach ab: Die Lebensbedingungen, vor allem in den langen und schneereichen Wintern, waren zu hart. 1969 verließ der letzte Bewohner die Bügellohe – der Verfall begann. Heute steht noch eines der Häuser, in dem ein Informationszentrum zur Zeitgeschichte eingerichtet wurde.

Am Ende der gespielten Szene waren die Studierenden sichtlich beeindruckt von der authentischen Geschichte einer ehemaligen Bewohnerin und ließen ihre Eindrücke bei einer Schmugglerbrotzeit, serviert vom Grenzwirtshaus Gerstmeier, Revue passieren. Die letzte Station, die auf dem Programm stand, war der Böhmerwaldaussichtsturm, mit 898 Metern der höchste Punkt des Landkreises Schwandorf. 142 Stufen führten hinauf zur geschlossenen Aussichtskanzel, von der ein einmaliger Rundblick auf den Oberpfälzer-, Bayer- und Böhmerwald bietet.

Das Fazit der 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer war eindeutig: Kein Lehrbuch kann Geschichtsunterricht direkt am Ort des Geschehens ersetzen.