22.07.2024
Nach einem kleinen Frühstück fährt uns Michl mit Sack und Pack nach Stadlern. Gemeinsam bestaunen wir das Geotop „Hochfels“. Jetzt werden die Rucksäcke endlich wieder geschultert. Eine herzliche Verabschiedung, los geht es! Das Wetter ist bedeckt, ideal zum Wandern. Wir schlagen den Nurtschweg Richtung Waldmünchen ein. Unser heutiges Tagesziel, der Campingplatz am Perlsee. Wir sind glücklich wieder unterwegs zu sein. Als wir auf die bayerische Schwarzach treffen verfinstert sich der Himmel. An einer Hofstelle finden wir gerade noch rechtzeitig Unterschlupf, es beginnt zu schütten. Als der Schauer abnimmt, ziehen wir unsere Regenponchos über, weiter geht es. Wieder im Wald, erleben wir eine böse Überraschung. Es geht steil bergauf, der Weg ist von Forstmaschinen übel zugerichtet. Er ist schlammig, nass, schmierig. Wir müssen höllischen aufpassen, dass wir nicht ausrutschen. Als die Tortur vorbei ist, atmen wir auf. Das Beste, Petrus hat ein Einsehen mit uns, kein Regen mehr. Der Weg wird wieder angenehm. Der Wald ändert seinen Charakter, immer mehr Tannen grüßen uns. Leider ist unser Glück nicht von Dauer. Erneut verfinstert sich der Himmel und öffnet seine Tore. Wir finden Unterschlupf in einem Recyclinglager. Kein Platz für eine erholsame Rast. Zeit verstreicht, es tröpfelt nur noch leicht, weiter geht es, kommen nur schleppend voran. Wir brauchen dringend eine Pause. Da taucht unsere Rettung auf, der Ferienhof „Jägersteig“. Leider ist er geschlossen, niemand da. Trotzdem setzten wir uns an einem Tisch nieder. Fortuna ist uns wieder hold. Kaum sind ein paar Minuten vergangen, taucht die Wirtin auf. Sie verwöhnt uns mit Apfelschorle, Kaffee und Kuchen! Ein Traum! Nach einen Plausch geht es erholt und gestärkt weiter.

Mehr INFO zum Ferienhof findet man hier: www.ferienhof-jaegersteig.de

Knapp eine Stunde später glitzert der Perlsee durch die Bäume, wir sind da. 21 Kilometer haben wir heute geschafft.

Beim freundlichen Familienbetrieb checken wir für vier Nächte ein.

INFO unter: www.ferienpark-perlsee.de

Wir möchten Waldmünchen und seine Umgebung erkunden, uns mehr Zeit für die Stationen unsere Reise gönnen. Zelt aufgebaut, gekocht, Zähne geputzt, ab ins Zelt, gute Nacht.

Mein tschechisches Wort für heute: mluvit – sprechen

23.07.2024
Ein gemütlicher Tag in Waldmünchen. Wir schlendern in das Städtchen, treffen erst auf eine freundliche Dame, später auf einen hilfsbereiten Herrn und erfahren auf diese angenehme Weise, was der Ort zu bieten hat. Im Touri – Büro melden wir uns für eine Führung am kommenden Tag im verschwundenen Dorf Grafenried / Lucina an und lassen uns den Weg zum Kohlemeier erklären. Mittwochs findet dort ein geselliger Abend statt. Witzig! Der Kohlenmeiler wurde feierlich von Frau Hofinger vom CEBB entzündet. Wir entscheiden uns ebenso am Donnerstagabend das Stück, „Trenck der Pandur“ anzusehen. Es ist ein historisches Freilichtfestspiel und es wurde uns von allen wärmsten empfohlen. Am Abend sitzen wir mit Clas und Anja an ihrem Tisch, liebe Campinggäste aus der Eifel. Wir essen, ratschen, es wird spät.

Mein tschechisches Wort für heute: nádraží – Bahnhof

24.07.2024
Heute steht das verschwundene Dorf Grafenried / Lucina auf dem Programm. Um 12:00 geht es zu Fuß los, bergauf. Kurz vor 14:00 Uhr sind wir am Treffpunkt. Unser Führer begrüßt ca. 30 Gäste. Er ist ein ehemaliger Grenzpolizist. Zuerst berichtet er von der Epoche, des eisernen Vorhangs. Es gab in seiner Dienstzeit einen spektakulären, tödlichen Vorfall. Ein Kollege, der allein unterwegs war, traf zufällig auf einen kommunistischen Spion, der den bayerischen Beamten kurzerhand erschoss. Nach der Grenzöffnung wurde der Fall wieder aufgerollt, der Täter ermittelt und verurteilt. Nach dieser Geschichte geht es in das verschwundene Dorf. Grafenried ist außergewöhnlich. Es ist das einzige, der unzähligen sudetendeutschen Ortschaften des ehemaligen Todesstreifen, das wieder das Licht der Welt erblickt hat. Zumindest seine Reste, die noch erhalten sind. Ein Besuch lohnt sich unbedingt. Auch ohne Führung. Es gibt unzählige Infotafeln. Die „Auferstehung“ des Dorfes wurde möglich durch die beiden „Graberer“, Helmut Roith und Alois Rötzer. In unermüdlicher Handarbeit, in unzähligen Stunden, haben sie ein kleines Wunder vollbracht. Heute wird dieses von Hüben und Drüben anerkannt. Ausführliche INFO findet man im Netz unter dem Stichpunkt „Grenzgeschichten“ sowie im Haus der Natur in Klenci (CZ) und im Trenck- und Grenzlandmuseum in Waldmünchen (BY).

Bei unserem Besuch haben wir das Glück, einen der beiden Graberer persönlich kennenzulernen. Ein sehr bescheidener Mann mit viel Wissen. Er berichtet unter anderen, dass die Kirche einst eine böhmische und eine bayerische Sakristei hatte. Ebenso interessant: Die Zerstörung des Dorfes begann bereits Ende des 2. Weltkrieges. Grafenried wurde von der US –  Artillerie beschossen, da sich einige NAZI Fanatiker nicht ergeben wollten. Auch hier mussten Unschuldige sterben, wie zu Millionen überall in Europa.

Nach fast drei geschichtsträchtigen Stunden, machen wir uns wieder auf den Weg. Unser Ziel der Kohlenmeiler bei Perlhütte. Erst geht es bergab, dann wieder bergauf. Die meiste Zeit durch den Wald. Es ist spät geworden, wir sind hungrig und durstig, noch nicht am Ziel. Da erreichen wir das Örtchen Arnstein. An einer Gartentür entdeckt Ritschi ein Schild mit der Aufschrift „Biergarten“. Eine freundlich Frau grüßt. Ritschi sagt: „Ich bin bloß neugierig.“ „Schön, aber Bier könnt ihr auch haben.“ Schon sitzen wir mit einem sympathischen Pärchen im mittleren Alter am Tisch, trinken Radler. Sie erzählen, dass sie sich hier ihren Traum verwirklicht haben. Sie stammen aus Brandenburg, haben ein Häuschen im Süden gesucht und dieses hier gefunden und sind rundum glücklich. Schön! Zum Meiler ist es nicht mehr weit, sie erklären uns den restlichen Weg, bald sind wir da. Der Platz rund um den dampfenden Kohlenmeiler ist voller Leute. Wir bestellen uns Bier und Radler und natürlich ein Brotzeitbrett. Ritschi findet für uns noch zwei Plätze an einem Biertisch. Sofort kommen wir mit Leuten von hier ins Gespräch. Da wird uns das Brett gebracht. Wahnsinn, es ist 1 Meter lang, belegt mit lauter bayerischen Köstlichkeiten. Hungrig stürzen wir uns darauf, vergessen ganz und gar das Brett zu fotografieren. Schade! Überhaupt machen wir hier keine Fotos. Speis und Trank sind zu lecker, die Gespräche intensiv. Als sich unsere Tischgenossen verabschieden, entdecken wir unsere Campingplatznachbarn. Erst setzen sie sich zu uns, dann nehmen sie uns mit dem Auto zum Platz zurück. Wieder einmal haben wir Glück.

Mein tschechisches Wort für heute: kemp – Campingplatz

25.07.2024
Ein entspannter Tag in Waldmünchen. Am Vormittag großartiges Frühstück in der Stadt, am Nachmittag chillen am Perlsee. Abends besuchen wir das historische Freilichtspiel „Trenck der Pandur“. Wir sind begeistert und wenn man Waldmünchen zur Festspielzeit besucht ein absolutes MUSS.

Mein tschechisches Wort für heute: zdraví – Gesundheit